Einzelhandelskaufmann
„Tja, und aus diesem Bierchen sind drei Tage geworden.“
Andrea: Erzähl was zu deinem Single Leben!
André: Ich war zehn Jahre mit einer Frau zusammen. Sie ist acht Jahre älter als ich. Jetzt hat sie, glaube ich, ihren zehnten Sommer oder Frühling oder wie man das auch immer nennt, deshalb bin ich Single. Schwierig.
Andrea: Warum machst du hier mit?
André: Ich finde den Aspekt super spannend, was in einem Jahr sein wird. Stumpfe Single-Fotos brauche ich nicht. Wer weiß, vielleicht bin ich dann verheiratet oder ich sitz genauso noch bescheuert hier und trink ein Bier.
Andrea: Vielleicht magst mal erzählen, wie du Single geworden bist?
André: Es war der Zahn der Zeit, der uns entzweit hat. Ich bin im Dezember 2014 schon ausgezogen. Ich hab gemerkt: irgendwie geht’s nicht weiter. Das ist so eingefahren – die Luft ist raus. Ich dachte mir, ich kann das kitten, wenn ich es etwas interessanter mache, man nicht jeden Tag aufeinander gluckt. Sie hat ja auch ein Kind. Ich dachte einfach, das bringt was. Ab Januar wurde es dann strange. Sie wollte keinen Kontakt, hat aber immer angerufen und ist vorbeigekommen. Ich hatte dann gar keinen Status mehr. Sind wir getrennt? Pause? Plötzlich wollte sie wieder eine Beziehung für ganze drei Monate. Aber das war nichts. Wir haben dann mal richtig miteinander gesprochen und festgestellt, wir werden wohl immer ein Herz und eine Seele bleiben, aber für eine Beziehung reicht es nicht mehr. Das war jetzt Anfang Juni. So ist das halt – das ist der Status.
Andrea: Wie geht’s dir jetzt damit?
André: Ich bin ja jetzt keine 20 mehr und fang an zu heulen, aber klar fehlt mir das. Mir fehlt der Mensch einfach. Man sieht sich nicht, man telefoniert nicht. Ich sehe das Kind nicht. Aber sie hat sich geändert. Würde jetzt nicht sagen negativ, aber jeden Tag Party? Ist ein bisschen merkwürdig mit 43. Das hat sie sonst nie gemacht. Ich denke, sie will es noch mal wissen.
Andrea: Und du, willst du auch noch mal diese Phase?
André: Nein. Witziger weise haben wir uns in so einer Phase kennengelernt. Aber dann wollte sie das nicht mehr und jetzt geht das wieder los. Ich erkenne sie nicht wieder.
Andrea: Fehlt dir die Vaterrolle?
André: Nee, der Vater war immer da. Wir waren auch schon zusammen im Urlaub – da ist alles gut. Ich bin eher der große Bruder würde ich sagen.
Andrea: Wie sieht denn deine Traumfrau aus oder schaust du grad nicht?
André: Doch, aber das ergibt sich bei mir immer von selber. Auf jeden Fall bin ich kein Louis-Vuitton- Täschchen-Typ, das geht gar nicht. Kurze Haare wären ganz nett. Das war schon immer mein Beuteschema. Es sollte jemand sein, der schon ein bisschen was erlebt hat und nicht nur den ganzen Tag seine Nägel feilt. Eher so der Kumpel-Typ und ein bisschen verrückt.
Andrea: Kind oder Hund?
André: Mmmh. Eher Hund. Oder besser: nur noch das Morgen planen. Alles was länger als drei Wochen in der Zukunft liegt, plane ich nicht. Habe festgestellt, das bringt nichts. Ein Kind ist eine Lebensaufgabe, das ist mir zu viel Verantwortung. Wenn ich bei Tinder unterwegs bin und da steht: „Ich hätte gern Kinder“, dann wische ich schon nach links. Ich will aufstehen und nach Thailand fliegen. Aber wer weiß, was in fünf Jahren ist.
Andrea: Suchst du gerade?
André: Ich weiß nicht. Ich schau einfach und lasse es auf mich zukommen und knutsche ein bisschen.
Andrea: Bist du der One-Night-Stand-Typ?
André: Kommt drauf an. Also auf den Zustand. Aber eher nein, bringt mich ja nicht weiter. Aber wenn es sich ergibt, warum nicht. Aber ich bin da eher konservativ. Ich spreche die Frauen lieber an. Zu fordernd ist mir nichts.
Andrea: Was sind deine Macken?
André: Krebs. Ich bin sehr sensibel und jemand, der schlecht vergisst. Ich bin ein Elefant, ich vergesse nichts.
Andrea: Was wünscht du dir für dich, wenn wir uns in einem Jahr wieder sehen?
André: Weiß ich gar nicht. Der finale Cut ist eine Woche her und wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir, dass sie wieder runter kommt und anruft. Aber das wird nicht passieren. Die Beziehung war sehr intensiv und hat mich sehr geprägt. Ganz raus aus meinem Leben wird sie nicht sein. Das wird sicher auch mit der neuen Freundin später ein Problem sein.
EIN JAHR später
Andre: Also ich hätte nicht gedacht, dass ich nach einem Jahr hier mit dir sitze und tatsächlich mit meiner Ex wieder zusammen bin. Da wäre ein Sechser im Lotto wahrscheinlicher gewesen.
Andrea: Also vor einem Jahr war ja wirklich Endzeitstimmung bei dir. Es war vorbei. Ausgezogen. Du warst dir sehr sicher. Was ist passiert?
Andre: Also ich hatte tatsächlich eine Andere kennengelernt und mit der war ich auch offiziell zusammen. Und das ging genau bis zu dem Zeitpunkt als meine Ex angerufen hat.
Andrea: Was heißt das? Du im Bett mit deiner neuen Freundin, deine Ex ruft an und du springst auf?
Andre: Ja fast. Ich war arbeiten und abends war ich mit der Steffi, also meiner damaligen Freundin, verabredet. Sie stand den ganzen Tag in der Küche und hat Kas-Spatzen gemacht und dann ruft meine Ex – die Sandra – an, ob ich nicht Lust auf ein schnelles Bier hätte. Sie hat nur eine Stunde Zeit. Tja, und aus diesem Bierchen sind drei Tage geworden.
Andrea: Wie geht das? Wenn man eigentlich jemanden anderen zu Hause stehen hat, der auch noch gerade kocht für einen?
Andre: Mmmh (Pause). Das hat sich irgendwie so ergeben. Aus einer Stunde wurden zwei, dann drei. Dann die Frage: Magst du mit zu mir. Dann war Sonntag, dann Montag.
Andrea: Und deine damalige Freundin hat zu Hause die Kas-Spatzen allein gegessen?
Andre: Ja. Also voll die Arschlochnummer. Ich war dann für drei Tage weg und meine Damalige hat mir sogar in der Zeit noch ein Bild gemalt. Mit einer Rose drauf und einem Spruch vom kleinen Prinzen. Also das war echt eine schräge Nummer.
Andrea: Krass. Du hattest ja letztes Jahr schon gesagt, du wartest nur auf diesen einen Anruf.
Andre: Naja – wir hatten ja vorher schon ein bisschen geschrieben, dass sie mich noch lieben würde. Also so ganz aus der Kalten war das dann nicht.
Andrea: Ja und die Steffi?
Andre: Wir haben uns dann vier Wochen später zur Aussprache getroffen. Aber mittlerweile hat sie mir verziehen. Wir waren nicht lange zusammen, aber es war irgendwie sehr intensiv. Ich hab mich dann oft gefragt, ob das die richtige Entscheidung war. Ich meine, es war was Neues. Wir haben super gut zusammen gepasst und die Frage, ob das Aufgewärmte dann so das Richtige ist. Aber die elf Jahre mit meiner Ex waren stärker. Das war volles Risiko. Aber es ist alles gut gegangen.
Andrea: Obwohl du ja damals sagtest, ihr seid wie Bruder und Schwester. Ist das jetzt anders? Neu verliebt?
Andre: Ja, neu verliebt und wir gehen auch ganz anders miteinander um. Es ist gut, dass ich meine eigene Wohnung habe. Wir sprechen Dinge gleich an. Der Respekt ist wieder da. Für sie hat sich auch viel geändert. Ihr Sohn wohnt jetzt beim Vater. Der ist schon 17. Aber wir sind jetzt nicht DAS Super-Pärchen. Es knistert überall und streiten tun wir auch. Aber die Entscheidung war die richtige. Ich hätte das nur anders regeln können. Das hat die Steffi nicht verdient gehabt. Ich wusste aber nicht, wie ich es anders machen soll.
Andrea: Was sind denn eure Zukunftspläne? Letztes Jahr meintest du noch: Nur noch drei Wochen, weiter nicht.
Andre: Ja, das hat sich nicht geändert. Du siehst doch, was passiert ist. So ist das immer bei mir.
Andrea: Aber das ihr zusammen bleibt, ist schon der Plan, oder?
Andre: Ja, da muss jetzt schon viel passieren. Wir sind, glaube ich, angekommen.