Seylan


Sachbearbeiterin und Eventmanagerin 

„Er hat einen Knackarsch.“

Andrea: Wie kamst du denn darauf, dich bei mir zu melden?

 Seylan: Naja, ich bin jetzt Neusingle und dachte mir, nachdem ich lange sehr wenig gemacht habe, mache ich jetzt mal was neues in meinem neuen Lebensabschnitt sozusagen. (lacht)

Andrea: Wie wurdest du denn Neusingle?

Seylan: Ok, wir, mein Ex und ich, waren sechs Jahre zusammen. Nach  vier Jahren dachte ich, es wäre mal Zeit für den nächsten großen Schritt. Heirat und so und da kam nur zurück. Nein danke, für den Scheiß habe ich gerade gar keine Zeit. Ein Jahr später fragte ich wieder, soll ich oder du fragen? Ja, wenn du ein Nein als Antwort verträgst, dann mach ruhig. Ich habe den geliebt. Nach zwei Jahren hatte ich es dann aufgegeben. Ich meine, ich wollte so gern nach Paris und vor allem in den Louvre. Ich liebe den, ich hab sogar die App mit den Bildern dort. Dann sagte mein Ex, komm lass uns dahin fahren, mein Kumpel hat seiner Freundin dort auch den Antrag gemacht. Aber irgendwie habe ich dem Ganzen nicht getraut, er wollte nie dorthin wegen der ganzen Tucken.

Andrea: Wegen der ganzen was? 

Seylan: Tucken, Schwule, die mag er nicht.

Andrea: Und die wohnen alle in Paris?

Seylan: Nein, aber ein befreundetes schwules Pärchen von mir wohnt dort und die wollte ich halt immer gern besuchen fahren. Aber das wollte er nie. Nun aber wollte er doch nach Paris, da könne man ja so gut einen Antrag machen.

Andrea: Klingt ein bisschen merkwürdig und nach Vorsatz, um ehrlich zu sein.

Seylan: War mir egal, ich wollte heiraten. Tickets gebucht und ich voller Vorfreude. In Paris haben wir dann nichts gemacht, wir waren weder im Louvre noch auf dem Eifelturm, weil man dort ja überall anstehen musste. So liefen die ersten paar Tage. Wir hatten uns auch ein paar Ringe dort angeschaut und dachte ich mir, ok, der hat keine Ringe besorgt, die will er wohl hier besorgen. Dann waren wir beim Juwelier und ich fragte ihn, ob ihm dieser und jener Ring gefallen würde. Er so, nein, ich bin ich ein Mann, ich trag keine Ringe am Finger. Wie dann? Als Kette um den Hals? Nein, und jetzt kommt es, nur um meine Eier und da krachte mein Herz zusammen. Da bin ich gegangen.

Andrea: Aber was ist denn das für ein Typ? Ich stelle mir den gerade ganz schrecklich vor.

Seylan: Eigentlich ein ganz netter, lieber Kerl. Sonst hätte ich mich wohl auch nicht in ihn verliebt. Er hat mich damals aus einer Beziehung geholt, in der ich innerhalb von vier Monaten zweimal im Krankenhaus war.

Andrea: Wie soll denn der nächste Typ Mann sein?

Seylan: Erstmal bleibe ich allein und wenn dann da einer kommt, dann nur ein Sugar Daddy. (lacht) Die Augen müssen mich ansprechen, aber da muss was im Blick sein, wo ich wow sage. Und ein Knackarsch. Gut mit Kindern sollte er können. Den Kinderwunsch hab ich, auch ohne Mann.

Andrea: Du hast einen türkischen Backround. Ist dir das wichtig in einer Beziehung?

Seylan: Meine Familie sagt immer, ob rot, weiß oder schwarz, das Herz am richtigen Fleck ist wichtig. Respekt, auch für die Kultur den anderen. Das ist wichtig.

Andrea: Wo siehst du dich in einem Jahr?

Seylan: Öfter Sex als jetzt. (lacht) Eigentlich hab ich alles. Ich bin gerade gern allein, aber nicht einsam. Mal schauen.

EIN JAHR später

Interview Seylan und Christoph

Andrea: Du bist nicht mehr Single?

Seylan: Nein. (grinst)

Andrea: Erzähl!

Seylan: Das war auf einer dienstlichen Veranstaltung, wo ich eigentlich eine Kollegin hinschicken wollte, die dann aber nicht wollte und so bin ich hin. Und bei ihm war es genauso. Eine Kollegin wurde krank und er musste auf die Veranstaltung. Das war im April.

Andrea: Ach ja, dann warst ja doch noch ein gutes Stück lang Single.

Seylan: Ja, ich habe das Jahr gut genutzt, um zu mir zu kommen, mein Singleleben zu genießen und wieder ich zu werden.

Andrea: Liebe auf den ersten Blick?

Seylan: Irgendwie schon. Ich hab ihn gesehen und ihm in die Augen geschaut und gedacht: Ach du Scheiße, den muss ich kennenlernen. Ich hab ihm dann später ne Mail geschickt mit meiner privaten Nummer und er fragte mich darauf hin, ob man mal einen Kaffee trinken könne. Ich so nein, weil ich trink ja keinen Kaffee. Dann kam da erstmal nix mehr. (lacht) Am nächsten Tag hab ich ihn gefragt, ob es auch Cocktails sein können und so haben wir uns getroffen. Haben den ganzen Abend gequatscht und dann gings Schlag auf Schlag.

Andrea: Ja herzlichen Glückwunsch. Was ist das für ein Typ? 

Seylan: Ein herzensguter Mensch. Man fühlt sich einfach wohl in seiner Gegenwart. Er bringt mich sowas von zum Lachen. Ich bin so froh, dass er in mein Leben getreten ist. Er hat mein Leben echt bereichert. Ich habe seit Wochen so ein dämlichen Grinser im Gesicht. (Pause) und der hat einen Knackarsch. (lacht)

Andrea: Dann kanns ja losgehen mit der Familienplanung.

Seylan: Ist vielleicht ein bisschen früh, aber ja da sind wir uns beide einig. Hab drei Wochen später schon seine Eltern kennengelernt. Soviel dazu.

Andrea: Wie lief das eigentlich mit deinem komischen Ex weiter?

Seylan: Wir haben uns noch ein paar Mal gesehen, um auch Sachen auszutauschen. Er wollte eine Freundschaft, die ich anfangs auch mit einging, aber nachdem er mir anfing intime Details von seiner neuen Flamme zu erzählen, habe ich das abgebrochen und gesagt, nein danke. Aber irgendwann fahr ich nach Paris und schau mir den fucking Louvre an.

Christoph kam später dazu.

Andrea: Ich  mach gleich mal den Gegencheck. Wie habt ihr euch kennengelernt?

Christoph: Sie hatte mir nach dem Workshop eine Mail geschickt, die an alle in meiner Firma ging. Da wir recht klein sind, sind immer alle in Kopie. Das war ganz lustig. Einen Abend später sind wir dann Cocktails trinken gegangen. Ich habe mich noch geziert an dem Abend.

Andrea: Was heißt das?

Seylan: Ja, das habe ich nicht erzählt. Ich wollte einen Kuss. Er nicht.

Christoph: Ich habe dann gesagt, du hast zu viel getrunken, einen Kuss kriegst du heute nicht. Zwei Stunden später haben wir wieder zwei Stunden telefoniert.

Andrea: War das bei dir auch Liebe auf den ersten Blick.

Christoph: Ne, ich bin da anders. Nach ein paar Gesprächen dann. Da war ich auch angefixt. (lachen beide)