DJ und Veranstaltungskauffrau
„Ich denke mir dann immer, selber schreit man so nach Akzeptanz und dann verhält man sich so.“
Andrea: Inwieweit siehst du dich selbst in der lesbischen Szene? Bist du eine Randgruppe?
Danny: Du sitzt als DJ schon sehr am Drücker. Da kommt jemand zu dir und sagt: Meine Ex – Freundin ist da. Spiel doch bitte das und das Lied, denn ich muss unbedingt mit ihr reden und so Geschichten. So und nun sitzt du am Drücker. Entweder machst du das jetzt und die Frau ist überglücklich und zahlt dir ein Bier, was ja nicht wichtig ist, aber sie kommen dann zu dir und bedanken sich. Und sie meinen ja auch, du hast das jetzt für sie persönlich getan. Spielst du den Song nicht, dann bist du der Arsch. In der Regel passt der Song nämlich grad überhaupt nicht und auch jegliche Erklärungen sind zwecklos. Dein Ansehen fällt und steigt mit diesem einen Song. Oft wurde ich auch angesprochen oder danach angeschrieben. Also das ist schon so eine Art Sonderstellung in der Randgruppe.
Andrea: Wie ist dein aktueller Bezug zu Frauenpartys? Legst du dort noch gern auf?
Danny: Ich bin mit Frauenfesten aufgewachsen. Ich habe es geliebt. Aber alles hat seine Zeit und meine ist für das Auflegen auf Frauenfesten vorbei. Ich kenne viele Kollegen, die einfach weitermachen, obwohl sie keine Lust haben. Und das merkt man. Man muss gehen, wenn man keine Lust mehr hat. Ich muss halt schauen, mach ich das jetzt weiter als Profi oder nicht. Aber dann muss ich meinen Job aufgeben, was ich nicht will. Ich meine, mir geht’s gut. Ich bin Resident DJ im NY.Club in München. Wenn ich mir vorstelle, beim CSD nicht mehr auf dem Rindermarkt auflegen zu können, denke ich: Scheiße. Ich bin halt einige der wenigen Frauen in diesem Bereich und es bedeutet mir was. Ich mache das, weil man ein Teil der Community ist und seinen Teil zum CSD beitragen will.
Andrea: Was denkst du über die Szene?
Danny: Ich bin generell der Meinung, dass gemischte Partys besser funktionieren und auch schöner sind. Viele Frauen, so finde ich, sind sehr Frauen bezogen und haben keinen Blick mehr für das andere Geschlecht, egal ob schwul oder heterosexuell. Früher waren die schwulen Partys auch strenger, was den Zutritt für Frauen und Heteros angeht. Das hat sich aber total geändert. Sie sind viel offener. Das wünsche ich mir auch für Frauen.
Andrea: Ist der Unterschied zwischen Schwulen und Lesben da so deutlich?
Danny: Also ich weiß, dass wenn ich auf einer Frauenparty auflege, habe ich immer jemand neben mir stehen, der sich was wünscht und wenn ich auf einer Schwulenparty auflege, kommt das kaum vor. Und bei Frauen ist es auch so – wir gehen auf die Party, damit wir da alle sehen. Und die Schwulen gehen aus, weil sie ausgehen wollen und nicht um die anderen versammelt an einem Ort zu treffen. Vielleicht habe ich es einfach auch schon zu lange gemacht.
Andrea: Du als DJ musst es immer gleich als erstes gemerkt haben, wenn die Stimmung auf Partys komisch wird. Ist es ein Vorurteil, dass die Szene oft aggressiv und intolerant ist?
Danny: „Wir sind eine Randgruppe, aber wir unterscheiden da auch schon noch mal.“ So würde ich die Szene beschreiben. Anstatt zu sagen, wir müssen alle irgendwie zusammen halten, wir sind eine Community, was irgendwie mein Gedanke ist. Leider ist es oft anders. Bei manchen Frauenpartys gibt es sogar ausschließlich weibliches Personal. Und nur deshalb, weil sie Gäste hat, die absolut Anti Männer sind. Ich weiß gar nicht, wo das her kommt. Ich denke mir dann immer, selber schreit man so nach Akzeptanz und dann verhält man sich so. Das kann ich nicht verstehen.
Frauen treffen sich ja auch, weil sie eine gemeinsame Sexualität haben und nur das. Bei Männern zwar auch, aber sie treffen sich, weil sie zusammen sicherer sind.
Andrea: Was wünscht du dir für Szene in München?
Danny: Ich wünsche mir mehrere kleinere Partys. Auch gern Indie – alternativ, wo z.B. auch mal Greenday läuft. Sowas gibt es kaum noch.
Andrea: Wie hast du die Münchner Frauenszene erlebt?
Danny: Naja, es gibt fast kein Fest, wo es keine Aufruhr gibt oder es zumindest zu Handgreiflichkeiten kommt. Das habe ich oft erlebt und mitbekommen. Viele Beziehungsdramen. Das gibt es bei Männern auf den Partys auch, aber anders. Die sind schnell aufbrausend, aber dann ist es auch schon wieder vorbei. Bei Frauen ist das immer so eine langwierige Geschichte. Die ganze Nacht wird dann mitten auf der Party so ein Drama ausgetragen, aber irgendwie brauchen die das auch, ich weiß nicht. Ich gibt so viele Fragen, die ich mir über Jahre hinweg gestellt habe, auf die ich heute noch keine Antwort habe.
Andrea: Warum hast du dich von der Frauenszene dann letztendlich entfernt?
Danny: Das hat viel mit dem Musikstil zu tun gehabt, den ich auflege. Auf Frauenpartys wird ja viel gemischt aufgelegt, auch viel Charts. Das wollte ich nicht mehr. Mir ist die Szene auch zu oberflächlich. Entweder bist du drin oder nicht, wenn du weg bist, interessiert das keinen. Wo ist der Mensch, der letztens noch auf jeder Party an dieser Stelle stand? Was ist mit dem passiert? Du bist dann einfach weg vom Fenster.